Die Cloud war und ist ein Innovationsmotor für den E-Commerce – aber heute stehen viele Unternehmen vor neuen Herausforderungen: Wie bleibt man flexibel, unabhängig und zukunftssicher?
Der US CLOUD Act
Viele E-Commerce Anbieter basieren ihre Systeme auf sogenannten Hyperscalern; dies sind große Public Cloud Service Provider, meist aus den USA, welche unter anderem auch auf europäischen Servern ihre Dienste anbieten. Die großen drei Provider heissen hier Amazon (AWS), Microsoft (Azure) und Google (GCP).
Die jüngsten Entwicklungen rund um den US CLOUD Act und die politischen Spannungen zwischen den USA und Europa stellen E-Commerce-Unternehmen vor neue Herausforderungen in der Cloud-Strategie. Der US CLOUD Act verpflichtet US-basierte Cloud-Anbieter – wie AWS, Microsoft Azure oder Google Cloud – dazu, Daten ihrer Kunden auf Anordnung an US-Behörden herauszugeben, unabhängig davon, wo diese Daten physisch gespeichert sind. Das betrifft auch Daten, die sich auf Servern innerhalb Europas befinden.
Diese extraterritoriale Reichweite kollidiert mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und gefährdet die digitale Souveränität europäischer Unternehmen. Die Unsicherheit wurde durch das Schrems II-Urteil des Europäischen Gerichtshofs weiter verschärft, das den EU-US Privacy Shield für ungültig erklärte. Damit ist die rechtssichere Nutzung von US-Clouds für personenbezogene Daten aus der EU kaum noch möglich – und in Zukunft womöglich sogar vollständig untersagt.
Das Beispiel OTTO
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Herausforderungen und Chancen moderner Cloud-Strategien liefert OTTO, einer der führenden E-Commerce-Anbieter Deutschlands. OTTO setzt derzeit stark auf die Google Cloud, um mit KI-gestützten Lösungen die Prognosegenauigkeit um bis zu 30 % zu steigern, Lagerbestände zu optimieren und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Die Migration von geschäftskritischen SAP-Systemen in die Google Cloud hat zudem zu einer erheblichen Reduktion der Betriebskosten und einer deutlich höheren Skalierbarkeit geführt. Darüber hinaus verfolgt OTTO eine sogenannte Multi-Cloud Strategie, bei welcher in einem Best-Of-Breed Ansatz Services und Datenablagen mehrerer großer Cloud Anbieter verwendet und kombiniert werden um so einerseits das Klumpenrisiko eines einzelnen Cloud Providers zu minimieren, und andererseits von den jeweils besten Service-Portfolios und -Preisen profitieren zu können.
Gleichzeitig zeigt das Beispiel OTTO jedoch auch, wie wichtig es ist, die Cloud-Strategie regelmäßig zu überprüfen. Denn auch große Player stehen angesichts der aktuellen Gesetzeslage – Stichwort US CLOUD Act – vor der Herausforderung, langfristig die Kontrolle über ihre Daten zu behalten und regulatorische Risiken zu minimieren. Die Abhängigkeit von US-basierten Cloud-Anbietern kann, wie bei OTTO, zwar kurzfristig Innovation und Effizienz fördern, birgt aber mittel- bis langfristig Risiken für Datenschutz und digitale Souveränität.
Europäische Alternativen gewinnen an Bedeutung
Immer mehr Unternehmen prüfen deshalb einen “Hyperscaler Exit“ – den kontrollierten Ausstieg aus US-Clouds und die Migration zu europäischen, souveränen Cloud-Anbietern wie OVHcloud, Scaleway, Hetzner,Exoscale oder Servala. Diese Provider garantieren Datenhaltung ausschließlich in Europa und unterliegen ausschließlich europäischem Recht. Initiativen wie GAIA-X und EuroStack fördern zudem die Interoperabilität und Portabilität zwischen europäischen Clouds und stärken die digitale Unabhängigkeit.
NFQ Solutions unterstützt Sie beim Cloud oder Hyperscaler Exit und der Überführung:
- Analyse Ihrer aktuellen Cloud-Infrastruktur und Risikobewertung
- Entwicklung einer individuellen Cloud-Exit-Strategie
- Umstellung zu europäischen, souveränen Cloud-Anbietern sowie Hybrid- und Multi-Cloud-Lösungen
- Sicherstellung von Compliance, Datenschutz und Business Continuity